Bewährungswiderruf im Strafverfahren
Im deutschen Strafrecht können Freiheitsstrafen bis zu einer Dauer von zwei Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden. Ob eine Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt wird, hängt von mehreren Faktoren ab. So wird die Strafe vor allem dann, wenn zu erwarten ist, dass der Verurteilte sich schon die Verurteilung zur Warnung dienen lassen und künftig auch ohne die Einwirkung des Strafvollzugs keine Straftaten mehr begehen wird, zur Bewährung ausgesetzt.
Häufige Fragen im Strafverfahren zum Bewährungswiderruf (FAQs)
Wann kann die Bewährung widerrufen werden?
Eine ausgesprochene Bewährungsstrafe kann widerrufen werden. Vor allem kann sie dann widerrufen werden, wenn der Verurteilte
- in der Bewährungszeit eine Straftat begeht und dadurch zeigt, dass die Erwartung, die der Strafaussetzung zugrunde lag, sich nicht erfüllt hat,
- gegen Weisungen gröblich oder beharrlich verstößt oder sich der Aufsicht und Leitung der Bewährungshelferin oder des Bewährungshelfers beharrlich entzieht und dadurch Anlass zu der Besorgnis gibt, dass sie erneut Straftaten begehen wird, oder
- gegen Auflagen gröblich oder beharrlich verstößt.
Wie lange dauert ein Bewährungswiderruf nach der Anhörung?
Vor dem Bewährungswiderruf erfolgt die mündliche Anhörung vor einem Gericht. Daraus folgt die Anwesenheitspflicht des Betroffenen. Zu der erlaubten Zeitspanne zwischen Anhörung und dem Ergehen des Urteils, gibt es keine einheitliche Rechtsprechung. Etwas eingeschränkt wurde dieser Zeitraum durch ein Urteil des OLG Hamm. Dieses befand einen Zeitraum von 5 Monaten als unverhältnismässig lang.
Wer beantragt Bewährungswiderruf?
Ein Bewährungswiderruf wird stets beantragt von der Staatsanwaltschaft. Diese informiert den Beschuldigten schriftlich über die anstehende Prüfung. Dem Schreiben zugefügt ist ein Anhörungsbogen, der dem Beschuldigten Gelegenheit gibt sich zu den Vorwürfen zu äußern.
Dieser Anhörungsbogen sollte keineswegs im Alleingang ausgefüllt werden, sondern immer unter Mitwirkung eines qualifizierten Anwalts für Strafrecht. Zu gross ist die Gefahr, dass ein juristischer Laie sich in den Mühlen der Justiz verfängt.
Einmal getroffene, nachteilige Schilderungen, seien sie auch nur missverständlich formuliert, lassen sich im Nachhinein nur schwer wieder korrigieren.
Wer erfährt von Bewährungsstrafe?
Grundsätzlich werden von der Verhängung einer Strafe oder der Durchführung eines Strafverfahrens verschiedene Stellen informiert. Dies gilt ebenso, wenn es sich dabei lediglich um eine Geldstrafe oder Bewährungsstrafe handelt.
Nicht informiert, und dem gilt in solchen Fällen stets die größte Sorge, wird das private Umfeld des Betroffenen, wie z.B. Arbeitgeber, Vermieter usw.
Was kann man gegen einen Bewährungswiderruf machen?
Auf die gerichtliche Anhörung erfolgt das Urteil. Lautet dieses auf Bewährungswiderruf, so steht dem Betroffenen das Rechtsmittel der sofortigen Beschwerde dagegen zu. Jedoch: Die Frist ist kurz. Innerhalb von 7 Tagen nach Bekanntgabe der Widerrufsentscheidung muss die Beschwerde erfolgen. Auch hierbei sollte auf keinen Fall auf die Mithilfe eines qualifizierten Anwalts für Strafrecht verzichtet werden.
Wie hoch ist die längste Dauer einer Bewährungsstrafe?
Die maximale Höchstdauer einer Bewährungsstrafe beträgt 5 Jahre und auch nur bezogen auf die Aussetzung einer Reststrafe. Das heißt: Ein Teil einer Strafe muss also bereits „abgesessen“ worden sein.
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